Die Ton verarbeitende Industrie in Gillrath und Panneschopp
Die Tonwarenindustrie
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1885 erfolgte in einigen Teilen des deutschniederländischen Grenzgebietes die Ansiedlung eines neuen Gewerbezweiges, der Tonwarenindustrie. Eine der Grundvoraussetzungen hierfür war das Vorhandensein eines großen Tonvorkommens vor allem in unserer Gegend in der Teverner Heide, das in nicht allzu großer Tiefe guten Dachziegelton bot.
Hintergrund für die Einführung der Dachziegelindustrie war die Bismarck’sche Schutzzollgesetzgebung, die den Dachziegel-fabrikanten der niederländischen Provinz Limburg, die teilweise schon fast zwei Jahrzehnte in dieser Branche arbeiteten, den Absatz ihrer Fabrikate auf dem deutschen Markt erschwerte. Um den Zollsatz für Fertigfabrikate zu umgehen, bauten einige niederländischen Unternehmen auf deutscher Seite der Grenze Filialen ihrer Werke.
Dass deutsche Unternehmer diesem Beispiel folgten, hatte jedoch ein anderes Motiv. Das frühere Hauptgewerbe der Grenzregion, die Heimweberei, war durch die Errichtung mechanischer Spinnereien und Webereien in den niederrheinischen Städten verdrängt worden. Da diese Städte für den täglichen Weg zur Arbeit von den Grenzgemeinden zu weit entfernt lagen, blieb den arbeitslosen Webern nur die Alternative zwischen der Abwanderung in die Großstädte und dem Verharren am Ort, wo sie und ihre Familien nur mit Notstandsarbeiten, Armenspeisung und Almosen ihr Leben fristeten.
Das Fehlen von Arbeitsplätzen wirkte sich auf die Bevölkerungs-zahlen der Grenzgemeinden aus, die zwischen 1880 und 1900 einen Verlust von elf bis 15 Prozent erfuhren, da die Menschen in Stadtgemeinden abwanderten, in denen man sich besseren Lohn erhoffte.
Arbeitskräfte und Rohstoff für die neue Industrie waren demnach im Grenzgebiet vorhanden.
Bericht aus der Geilenkirchener Zeitung vom 4.9.2013 über die ehenaliger Burg Gillrath.
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Die Falzziegel- und Tonröhrenfabrik von
Paul Teuwen´s Söhne
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Es war im Jahre 1891, als Paul Teeuwen aus der holländischen Stadt Tegelen nahe Venlo nach Gillrath kam, dort einen Teil des zum sogenannten Emondshof gehörenden Geländes aufkaufte (ehemalige Burg Gillrath) und den Sandboden mit viel Mühe aufzuforsten begann. Der genannte Emondshof zählte übrigens zu den ältesten Hofstätten der Gillrather Rodung. Paul Teeuwen, der nicht nur auf dem Gebiet der Forstwirtschaft als Experte galt, gründete ein Jahr später die Dachziegel- und Tonröhren-fabriken Paul Teeuwen, die seit der Zeit um die Jahrhundertwende bis zur Stilllegung 2009 das bis dahin stille Grenzdorf Gillrath stark geprägt haben.
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Mit dem Fahrrad nach Tegelen
Zeitgenossen des Firmenchefs berichteten, dass Paul Teeuwen zwischen 1892, dem Zeitpunkt der Gründung der Werke, bis um 1900 herum jeden Montag mit dem Fahrrad von Tegelen (ein Vorort von Venlo) nach Gillrath pendelte, die Woche über bis zum Samstag dort verweilte und Samstag nachmittag wieder mittels Drahtesel auf zumeist holprigen Straßen den Weg in seine Heimat nahm.
Im Jahre 1900 schließlich, baute Paul Teeuwen dann an der Gillrather Landstraße (heute Karl-Arnold-Straße) eine schöne Villa, die bis heute auch von den nachfolgenden Generationen der ebenfalls Paul heißenden Nachkommen des Firmengründers bewohnt wird.
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In der damaligen Zeit galt ein großer Teil der Gemarkung rund um Gillrath als sogenanntes „Armenland“. Gillrath selbst war ein relativ kleines Dörfchen, das aber mit der Gründung des Unternehmens Teeuwen einen rapiden Aufschwung nahm. Einen Teil der ersten Facharbeiter brachte Paul Teeuwen aus seiner Heimat Tegelen mit nach Gillrath.
Mit der zunehmenden Bedeutung der Unternehmen wuchs auch die Zahl der Belegschaft. In den Hochzeiten beschäftigen die Betriebe rund 110 Arbeiter, die alljährlich etwa sechs Millionen Dachziegel herstellten. Das Tonröhrenwerk galt als eines der modernsten Werke dieser Branche. Jährlich verließen 9.000 bis 10.000 Tonnen Steinzeug die Öfen des Tonröhrenwerkes, um als Qualitäts-erzeugnisse den Weg in alle Teile der Bundesrepublik zu nehmen.
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So hat das Dorf Gillrath durch die Falzziegel- und Tonröhren-industrie der Familie Teeuwen seit der Jahrhundertwende einen großen Wandel erfahren.